'Schimmelbrief' durch einen Beamten der Stadt Wien auf Schreiben von besorgten Bürgern an Executives

Nachfolgend veröffentlichen wir jenen 'Schimmelbrief', der wenn überhaupt, als
Antwort auf Schreiben an Bürgermeister Häupl, Stadträtin Sima etc. durch einen
Beamten der Geschäftsgruppe Umwelt im Rathaus zurückgeschrieben wird.

Sie können deutlich die Textbausteine erkennen, die dem Beamten, Hrn. Dipl. Ing. Schmalzer
zur Verfügung gestellt wurden:

 

Sehr geehrter Herr !
>
>
>
> Herzlichen Dank für Ihr Schreiben an Herrn Bürgermeister Dr. Michael Häupl
> vom 9. Mai 2005, in dem Sie sich auf Fluglärm beziehen. Herr Bürgermeister
> Dr. Häupl hat Ihr Schreiben an das Büro der Geschäftsgruppe Umwelt
> weitergeleitet. Nachdem ich von den zuständigen Dienststellen der Stadt
Wien, des
> Flughafens und der Austro Control die nötigen Informationen eingeholt
habe,
> kann ich Ihnen Folgendes berichten:
>
>
>
> Einleitend möchte ich erwähnen, Luftfahrt grundsätzlich in die Kompetenz
> des Bundes fällt. Der Luftverkehr unterliegt neben österreichischen
> Bundesgesetzen aber auch internationalen Reglementierungen. Die dafür
zuständige
> Organisation ist die "International Civil Aviation Organization" (ICAO),
eine
> Teilorganisation der UNO. Wegen der internationalen Verflechtungen des
> Luftverkehrs können Änderungen von An- und Abflugrouten daher nur unter
einem
> Vorlauf von mehreren Monaten erfolgen. Dazu bedarf es auch der
> Einstimmigkeit in der Mediation, in der über 50 Parteien vertreten sind.
>
>
>
> Rein rechtlich können Änderungen von Flugrouten, Flugverbote oder
> Flugbeschränkungen nur von der "Obersten Zivilen Luftfahrtbehörde"
vorgenommen
> werden und diese untersteht dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation
und
> Technologie.
>
>
>
> Darüber hinaus kann ich Ihnen allerdings versichern, dass die Stadt Wien
> alles in ihren Möglichkeiten stehende unternimmt, um die Belästigung durch
> den Fluglärm so gering wie möglich zu halten. Im seit 2002 bestehenden
> Mediationsverfahren sind 50 Parteien vertreten, die im Großraum Wien den
> Flugverkehr einvernehmlich koordinieren. Seit April 2004 ist ein sog.
Teilvertrag
> dieser Mediation in Kraft, der von 47 der 50 Verhandlungsparteien
> unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag beinhaltet zahlreiche Verbesserungen
für die
> Wiener Bevölkerung:
>
>
>
> * Begrenzung des Anteils der Landungen auf Piste 11 (betrifft die
> westlichen und südlichen Bezirke Wiens) auf 11,5 % aller Landungen - das
heiß, dass
> nahezu 90 % aller Landungen nicht über die westlichen und südlichen
> Bezirke Wiens geführt werden.
>
>
>
> * Nachtflugverbot über Wien: Keine Freigabe der Piste 11 für Landungen
> zwischen 21.00 und 07.00 Uhr (das bedeutet eine enorme Ausweitung des
> Nachtflugverbots / früher konnten die Flugzeug bis 23.30 und ab 06.00 Uhr
über Wien
> West landen).
>
>
>
> * Zusätzlich konnte für Piste 16 (betrifft Randbereiche des 22. Bezirks)
> eine weitreichende Nachtflugregelung erreicht werden.
>
>
>
> * Festlegung einer Flughöhe von mindestens 6.000 ft (= 1,8 km), vor deren
> Erreichen die Austro Control keine Freigabe zum Verlassen der Korridore
> erteilen darf.
>
>
>
> Abgesehen davon wurden aber auch neue Abflugkorridore festgelegt, die
> Randbereiche des 23. und 22. Bezirks betreffen. Allerdings war die
Akzeptanz
> einer Veränderung der neuen Abflugrouten immer an die Forderung gebunden,
> dass lärmtechnisch keine messbaren Verschlechterungen zu verzeichnen sind.
Da
> die Vereinbarung hinsichtlich Flughöhe und Lärmüberschreitung von den
> Fluglinien nicht eingehalten werden konnten, haben die Vertreter Wiens
vehement
> sofortige Neuverhandlungen gefordert. Bei den ersten Verhandlungen im Jahr
> 2004 wurden folgende Maßnahmen vereinbart:
>
>
>
>
>

> * Entlastung von Liesing: Piste 16/34 (Nord-Süd verlaufend) war 2004
> teilweise von Bauarbeiten betroffen. Diese Piste ist seit Oktober 2004
wieder in
> voller Länge verfügbar, so dass die vierstrahligen Flugzeuge nicht mehr
> über Liesing geführt werden müssen. Die vierstrahligen Flugzeuge sind
jene,
> die aufgrund ihrer Größe im Bezug auf die Flughöhe und die Lärmbelästigung
> einen Großteil der Beschwerden in Liesing verursacht haben.
> * Seit 2004 haben die Austrian Airlines generell ihr Startverfahren auf
> Piste 29 (Richtung Liesing) verbessert, um die maximal möglichen Flughöhen
> früher zu erreichen. Das bringt ein Plus von etwa 200 m über Liesing und
eine
> deutliche Lärmreduktion. Das heißt, dass die Flugzeuge über Liesing in 2
> km Höhe fliegen.
>
>
>
> * Zusätzlich verpflichtete sich die Austrian Airlines die Modernisierung
> ihres Flugzeugparks voranzutreiben, um lärmintensive Flugzeuge
(insbesondere
> MD 80 Serie) raschest möglich gegen wesentlich leisere Maschinen (z.B.
> Fokker 100) auszutauschen, obwohl sie gesetzlich dazu nicht verpflichtet
ist.
> * Im Zuge der derzeit noch laufenden Evaluierung des Teilvertrages des
> Mediationsverfahrens, an der alle 50 Vertragspartner (Flughafen, Austrian
> Airlines Group, Austro Control, Länder Wien und NÖ., Umweltanwaltschaften
der
> beiden Länder, Bürgerinitiativen, Bürgermeister, ...) beteiligt sind,
> sollen weitere Möglichkeiten gefunden werden, wie etwa die
Weiterentwicklung der
> geltenden Abflugrouten mit dem Ziel, weniger besiedeltes Gebiet zu
> überfliegen, erreicht werden kann.
>
>
>
> Im Zuge der weiteren Verhandlungen im Jahr 2005 konnte erreicht werden,
> dass die neue Abflugroute bis zu 500 m weiter südlich verlegt wird (ist
seit
> 12. Mai 2005 bereits umgesetzt) und ca. 40 % weniger Starts (wird mit 25.
> Mai 2005 umgesetzt sein) über Favoriten und Liesing geführt werden.
>
>
>
> Nach Umsetzung all dieser Maßnahmen wird ein Standard erreicht, der weit
> über das europäische Niveau hinausgeht, was auch laufend überprüft wird.
Bei
> Wahrnehmungen von Flügen, die Ihrer Meinung nach nicht den vereinbarten
> Bestimmungen (Nachtflugverbot, Flughöhe, ...) entsprechen, können Sie
unter
> Angabe von Uhrzeit und Ort eine Überprüfung veranlassen.
>
>
>
> Zur geplanten 3. Piste kann ich Ihnen mitteilen, dass es diese aus der
> Sicht der Stadt Wien nur geben kann - und das wurde in der Mediation auch
so
> verhandelt - wenn diese sofern technisch möglich im curved approach unter
> der Vorraussetzung, dass es möglichst wenige Betroffene gibt, geflogen
wird.
>
>
>
> Hinsichtlich der Mediation, die vor dem Sommer 2005 noch abgeschlossen
> sein wird, kann ich Ihnen noch mitteilen, dass diese zwar formal beendet
wird,
> jedoch in Form eines Dialogforums Fortsetzung finden wird. Das heißt, die
> Bevölkerung und alle verschiedenen Interessensgruppen werden auch
weiterhin
> in die Vorhaben des Flughafens eingebunden sein.
>
>
>
> Telefonnummer 0810 22 33 40 (Info-Telefon für Umwelt und Luftfahrt)
>
>
>
> E-Mail: umwelttelefonvie@yourccc.com <mailto:umwelttelefonvie@yourccc.com>
>
>
>
>
> Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen gedient zu haben und verbleibe

Dipl.-Ing. Günther Schmalzer
Büro der Geschäftsgruppe Umwelt
Rathaus
1082 Wien

E-Mailadresse: sch@ggu.magwien.gv.at